PRĀṆA VĀYU – einer der fünf Vayus

Prāṇa Vāyu ist einer der fünf Vayus – der fünf Hauptbewegungen von Lebensenergie im Yoga. Und doch sorgt gerade dieser Vāyu immer wieder für Verwirrung: Auf vielen Darstellungen der 5 Vayus zeigt der Pfeil von Prāṇa Vāyu nach unten. Gleichzeitig lesen wir in klassischen Texten und modernen Yoga-Erklärungen, dass Prāṇa beim Einatmen nach innen und nach oben fließt.

Was stimmt also?

Die Antwort lautet: Beides. Aber – und das ist entscheidend – auf unterschiedlichen Ebenen.

Prāṇa Vāyu verstehen: Atem, Energie und Bewusstsein

Prāṇa Vāyu ist eng mit dem Einatmen, dem Brustraum, dem Herzen und dem Geist verbunden. Er steht für Aufnahme, Inspiration, Klarheit und Lebendigkeit. Um seine Richtung wirklich zu verstehen, müssen wir zwischen physischer Bewegung und energetischer Wirkung unterscheiden.

1. Der physische Atemfluss – nach unten wie ein Wasserfall

Beim Einatmen geschieht etwas sehr Konkretes und Körperliches:
Die Luft strömt nach unten in die Lungen, das Zwerchfell senkt sich, der Brustkorb weitet sich.

Diese Bewegung lässt sich wunderbar mit einem Wasserfall vergleichen:
Das Wasser fließt kraftvoll über die Kante nach unten – gesammelt, zielgerichtet, getragen von Schwerkraft.

Genauso bewegt sich der Atem:

  • von außen nach innen

  • von oben nach unten

  • bis tief in den Brustraum hinein

Auf dieser physischen Ebene ist die Pfeilrichtung nach unten vollkommen korrekt.

2. Die energetische Bewegung von Prāṇa Vāyu – nach innen & nach oben

Gleichzeitig – und das ist der feine, oft übersehene Teil – entfaltet sich Prāṇa Vāyu energetisch nach oben.

Bleiben wir beim Bild des Wasserfalls:
Wenn das Wasser unten auftrifft, steigt Gischt auf. Feine Tröpfchen werden nach oben getragen, leicht, schimmernd, lebendig 💦

Genau so wirkt Prāṇa Vāyu subtil im Körper:

  • Die Energie sammelt sich im Inneren

  • Der Herzraum hebt und weitet sich

  • Der Geist wird klarer, wacher und präsenter

Was bedeutet „nach innen“ und „nach oben“ wirklich?

„Nach innen“ bedeutet nicht Rückzug, sondern:

  • Sammlung der Energie im Körper

  • Zentrierung

  • Stabilisierung des inneren Raums

„Nach oben“ bedeutet:

  • Aufrichtung im Brustkorb

  • Öffnung des Herzens

  • Weitung des Bewusstseins

Beim Einatmen entsteht ein Gefühl von Ausdehnung, Weite und Leichtigkeit:

  • Die Rippen heben sich sanft

  • Der Brustraum öffnet sich

  • Der Geist wird heller und aufmerksamer

Der magische Moment am Ende der Einatmung

Am oberen Punkt des Atems, in der kleinen Pause vor der Ausatmung, geschieht oft etwas ganz Besonderes: Ein Moment von Stille, Grenzenlosigkeit und Verbundenheit.

Viele Yogapraktizierende berichten genau hier von:

  • innerer Klarheit

  • feinem Glücksempfinden

  • tiefer Präsenz

Auch das ist Ausdruck von Prāṇa Vāyu.

Fazit: Die doppelte Richtung von Prāṇa Vāyu

Prāṇa Vāyu ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch:

  • Körperlich fließt der Atem beim Einatmen nach unten

  • Energetisch entfaltet sich Prāṇa nach innen und nach oben

Wie beim Wasserfall:

Das Wasser fällt nach unten – die Gischt steigt nach oben.

Körperlich nach unten – subtil nach oben.
Beides ist Prāṇa Vāyu. ✨

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